Ja! Das Eis ist nach ihm benannt. Denn er war nicht nur ein genialer Park-und Garten-Architekt, seine Küche war weithin bekannt und erfreute auch die Gaumen der Prominenten seiner Zeit. Fürst Pückler,

Hermann Graf (und ab 1822) Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871)

genauer Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) liebte nicht nur Eis. Ihn fesselten alle Fragen rund um den Geschmack, nachdem er festgestellt hatte, dass er mit seiner Zunge feinste Unterschiede in puncto Speisen und Wein wahrnehmen konnte. Doch darüber später mehr.

In Fürst Pücklers Schlössern -hier Schloss Muskau inmitten des Parks- wurde auch kulinarische Geschichte geschrieben

Der Fürst legte 1815 seinen Landschaftsgarten im englischen Stil rund um sein Schloss Muskau (Oberlausitz) an, der seit 2004 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht. Nachdem er diesen Besitz verkaufen musste. legte er in Branitz (Cottbus) einen weiteren sehenswerten Park rund um seinen Alters-Wohnsitz an.

Genialer Park-Gestalter, lustvoller Genießer

Zu seiner Person lesen wir im Vorwort des Kochbuchs Zu Gast bei Fürst Pückler: „Hellwach war Fürst Fürst Hermann von Pückler-Muskau Zeit seines Lebens, auch wenn er sich selbst-ironisch als „Semilasso“ (Halbmüder) bezeichnete. Nach aufsehenerregenden Aktionen in seiner Jugend in deutschen Landen, seiner abenteuerlichen Reise durch den Orient und großen Erfolgen  als Schriftsteller in ganz Europa begann der „Grüne Fürst“ 1846 mit der Gestaltung der Branitzer Parklandschaft im Süden des heutigen Landes Brandenburg noch einmal ganz von vorn. Mit Drive und Erfolg schuf Pückler hier seinen Alterssitz in einem Gesamtkunstwerk von Gartenkunst, Architektur und Kunstsammlungen und begründete seinen Weltruf als Gastrosoph.“

Zu Gast bei Fürst Pückler
Von Marina Heilmeyer und Stefan Körner. Die Autoren erzählen von den Besonderheiten der Pücklerschen Gastgeberkultur, Küchenchef Tim Sillack präsentiert eine Neuinterpretation von 65 Gerichten des Grünen Fürsten.
Das Buch (38 Euro, Prestel Verlag) umfasst 224 Seiten mit 120 farbigen Abbildungen

Viel mehr als nur Pückler Eis, der Fürst bevorzugte Regionales

Als der Fürst 1855 nach langer Abwesenheit in das Schloss seiner Väter zurück kehrte war alles bestens vorbereitet (s. Kochbuch S. 16): „Daher war der Champagner kalt gestellt und der Bordeaux hatte die rechte Temperatur, als sich der rückkehrende Fürst Pückler mit seinem „Hofmarschall“, dem kleinwüchsigen Wilhelm Masser, genannt Billy, spätabends an die schön gedeckte Tafel setzte, um ein Sieben-Gänge-Menü zu genießen.“

Regional und nachhaltig, schon früher im Trend

Billy präsentierte ihm dabei wohl auch eine Neuigkeit, ein Tafelbuch, in dem Datum, Namen und Titel der während seiner Abwesenheit bewirteten Gäste, die servierten Speisen und Getränke vermerkt waren. Die Tafelbücher -insgesamt 5- wurden fortgeführt und sind heute ein Zeugnis der Kochkunst und Tafelfreuden der damaligen Zeit. Denn der Fürst -auch in Fragen rund um den von Genuss außerordentlich belesen- war u.a. fasziniert von der Beschreibung des römischen Philosophen Seneca (ca. 4 v. Chr.-65 n. Chr.) zum adeligen Landleben der damaligen Zeit. Seneca beschreibt die Rückbesinnung auf Produkte von eigenen Feldern, Wäldern, Gärten und Gewässern. Pückler gefiel diese -heute wieder hochmoderne- Idee und setzte sie in seinen Gärten um. Regionales wurde bevorzugt angebaut und der Fürst gab, wann immer möglich, regionalen Produkten aus seiner Umgebung den Vorzug in seiner Küche.

Das berühmte Fürst Pückler Eis mit Himbeeren aus dem eigenen Garten -auf dem cover des Kochbuchs zu sehen- wurde schon damals gerne serviert -auch im Sommer. Denn man hatte unterirdische Eiskeller, in denen das im Winter zu großen Blöcken geschlagene Eis lagerte. Das Rezept, seine Geschichte und was die mit Tutti Frutti zu tun hat, finden Sie neben vielen anderen im Kochbuch.

Die Pyramide im Park rund um Schloss Branitz ist die Grabstätte des Fürsten und seiner Frau Lucie

Henriette Sonntag, der berühmten Sängerin und Geliebten Pücklers, widmete der Fürst diesen Rosen-Kiosk im Park Moskau

Regional und nachhaltig waren und dachten also auch schon frühere Generationen und Pücklers Schlösser, Parks und Gärten lassen sich noch heute besichtigen. Sowohl der  Muskauer Park wie auch das Pückler Museum im Park rund um Schloss Branitz (oben) zeigen die Kunst des damaligen Fürsten.

 

 

 

 

 

Fotos: Andreas Modery (4) – Erbengemeinschaft nach Fürst Pückler in Branitz (Porträt Fürst Pückler)
Text: dmod