Den Franziskaner- Mönchen der Abtei San Francesco in Gargnano ist es zu verdanken, dass sich eine neue Form der Landwirtschaft entlang des Westufers des Gardasees entwickelte: Zitronenan-bau. Die Klosterbrüder brachten im 13. Jahrhundert die Zitrone aus Genua mit an den Gardasee. Von Gargnano dehnt sich der Anbau schnell auch auf Maderno und Toscolano aus. Belegt wird dies durch die Aufzeichnungen zahlreicher Reisender im15. Jahrhundert. In der historischen Abhandlung „Storia della Riviera di Salò“ (1599) von Grattarolo heißt es: „Lange bevor es Fabriken gab, wuchs hier der Zitronenbaum: Hierhin zogen sich die Schiffer manchmal zurück, wenn der Sturm allzu wild wütete, um mit dem Zitronenbaum zu sprechen.“

Limonaien – die Häuser der Zitronen
Um die empfindlichen Bäume und Früchte vor dem Frost zu schützen, wurden um die in freier Erde gepflanzten Bäume herum – von Salo bis Limone – die besonderen Gewächshäuser aus Stein gebaut: Limonaien – gewaltige Bauten, die in Terrassenform in den Hang gebaut wurden. Die ersten Zitronenhäuser entstanden ab dem 15. Jahrhundert. An 3 Seiten umgeben von hohen Mauern und südwärts gerichteten Pfeilern von Quadratischen Grundriss vom Abstand von 4 bis 5 Metern und eine Höhe von bis zu 10 Metern. An höchsten Stelle wurden die Pfeiler untereinander durch Balken aus wetterbeständiger Kastanie ( Castanea sativa) verbunden. Von November bis Mai, wenn die Bäume durch kalte Wetter gefährdet waren, erhielten die LIMG_3319imonaien ein Dach aus Brettern und wurden zur SüdsIMG_3315eite hin durch bewegliche mit Fenster versehenen Holzwände verschlossen.

Einzelne der Limonaien erreichten in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Größe von bis zu 50 Hektar.
Auch Johann Wolfgang von Goethe war am 13. September 1786, als er mit dem Boot von Torbole nach Malcesine fuhr, war von der Landschaft schwer beeindruckt: „Der Morgen war herrlich, zwar wolkig, doch bei der Dämmerung still. Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches Ansehen geben. Der ganze Garten besteht aus Reihen von weißen viereckigen Pfeilern, die in einer gewissen Entfernung voneinander stehen und stufenweis den Berg hinaufrücken. Über diese Pfeiler sind starke Stangen gelegt, um im Winter die dazwischen gepflanzten Bäume zu decken. Das Betrachten und Beschauen dieser angenehmen Gegenstände ward durch eine langsame Fahrt begünstigt.“
Das Westufers des Gardasees war weltweit der nördlichste Punkt, an dem Zitrusfrüchte zu Handelszwecken angebaut wurden. Bei der Ernte wurden die Früchte nach Größe geordnet. Die größten und besten Früchte waren für den Export bestimmt, die anderen blieben in Italien. IMG_3304Die Zitronen wurden somit zu Hunderttausenden exportiert, insbesondere nach Deutschland, Polen und Russland, was Arbeit und nicht unbedeutenden Profit sicherte. Zum Höhepunkt der Produktion um das Jahr 1900 gab es rund 450 Limonaien an der Westseite des Sees, weshalb die Küste den Namen Riviera del Limoni erhielt.

Das vorläufige Ende
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es die ersten Anzeichen der Krise. Zunächst erkrankten die Bäume (1855) durch die sogenannte Gummikrankheit, dann- durch die Vereinigung Italiens (1861) kam die Konkurrenz aus den südlichen Regionen, die die „Pomeranzen“ mit deutlich weniger Aufwand und der ständigen Weiterentwicklung des Transportsystems kostengünstiger liefern konnten. Schließlich tat die Entdeckung der synthetischen Zitronensäure sein Übriges dazu. Kurzum: Der Zitronenanbau wurde immer unrentabler! Der Todesstoß kam dann im Ersten Weltkrieg, als die Abdeckungen der Limonaien „aus Staatsinteresse“ beschlagnahmt wurden. Dies und der außergewöhnlich strenge Winter 1928-29 gaben dem Zitronenanbau den Rest.

 

 

 

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